Amalgamfüllung

Gebiss mit Amalgamfüllungen

Amalgamfüllungen sind Zahnfüllungen aus einer Quecksilberlegierung, die früher sehr gern und häufig in die Zähne eingebaut wurden. Die silbrigen Füllungen sind haltbar, kostengünstig und einfach in der Verarbeitung, weshalb sie sich unter den Zahnärzten einer grossen Beliebtheit erfreut haben.

Mittlerweile sind Amalgamfüllungen in der Bevölkerung und unter den Zahnärzten sehr umstritten, weil schon lange nachgewiesen wurde, dass die toxische Wirkung von Quecksilber zu einem gesundheitlichen Problem führen kann.

Amalgam wird häufig, fälschlicherweise, als Amalgan bzw. Amalganfüllung bezeichnet.

Was ist Amalgam?

Amalgam ist eine Quecksilberlegierung, also eine Zusammensetzung von Quecksilber mit anderen Metallen.
Zahnärztliches Amalgam besteht zu 50% aus Quecksilber, wobei die andere Hälfte von Metallen wie Kupfer, Silber, Zinn und Zink ausgemacht wird.

Besonders die Quecksilber-Verbindungen, welche sich aus der Amalgam Zahnfüllung lösen können, stehen im Verdacht, gesundheitliche Beschwerden zu verursachen.

Zum Herstellen von Amalgam in der Zahnarztpraxis werden Kapseln verwendet, in denen flüssiges Quecksilber und die anderen Metalle (Pulver) räumlich getrennt voneinander sind. Die Trennung wird aufgebrochen und mit einem Amalgamrotor erfolgt die homogene Vermischung der Komponenten. Die entstandene Paste wird in den Zahndefekt gestopft und geformt. Nach ca. 24 Stunden ist das Material vollständig ausgehärtet und verbleibt für viele Jahre als Amalgamfüllung in der Mundhöhle.

Verwendung von dentalen Amalgamen

Immer mehr grosse Firmen des Dentalmarktes steigen Schritt für Schritt aus dem Amalgam-Geschäft aus. So verabschiedeten sich im Jahre 2022 die Firmen Dentsply Sirona und Kerr von dem Amalgam-Verkauf.

Im Jahre 2017 trat das Minamata-Abkommen in Kraft, welches von 140 Ländern unterzeichnet wurde. Dort wird der schrittweise Verzicht auf dentales Amalgam geregelt. Momentanes Ziel ist die vollständige Beendigung bis zum Jahre 2030. Die EU-Kommission beschliesst, die Herstellung und Verwendung von Dentalamalgam ab 2025 in der EU vollständig zu verbieten. Einige Länder wie Schweden, Norwegen und Dänemark haben zahnärztliches Amalgam bereits vollständig verboten.

Die Amalgam-Verwendung in den Zahnarztpraxen nimmt Jahr für Jahr stetig ab:

Schweiz

Die schweizer Chemikalien-Risikoreduktions-Verordnung nimmt zu dentalen Amalgamen folgendermassen Stellung: “Verboten ist die Verwendung von Dentalamalgam, wenn aus medizinischen Gründen einem anderen Füllungsmaterial der Vorzug gegeben werden kann.
In den schweizer Zahnarztpraxen fällt die Verwendung von dentalen Amalgamen auf unter 1%. Folglich entscheidet sich der schweizer Durchschnitts-Zahnarzt bei weniger als 10 von 1000 Fällen für eine Amalgamfüllung.

Deutschland

Auch in Deutschland nimmt die Verwendung von zahnärztlichem Amalgam ebenfalls langsam ab. Laut dem European Center for Environmental Medicine liegt die Verwendung bei unter 10%.
Grund für die höhere Verwendung als in der Schweiz ist die vollständige Übernahme der Amalgamfüllung durch die Krankenkasse. Wenn der Patient eine zahnfarbene Füllung aus Komposit möchte, muss der Aufpreis in der Regel selbst getragen werden. Da viele Patienten nicht bereit sind, die zusätzlichen Kosten zu übernehmen, fällt die Entscheidung auf das Amalgam.

Quecksilber- und Amalgamvergiftung

Das Amalgam besteht zu 50% aus Quecksilber, einem giftigen Schwermetall, das die höchste Toxizität aller nicht-radioaktiven Elemente aufweist.

Eine Amalgamvergiftung kann von verschiedenen Punkten beeinflusst werden.

  • Die Fähigkeit der Entgiftung. Manche Patienten können schnell und effektiv entgiften, wobei andere eher Schwierigkeiten bei der Entgiftung aufweisen. Die Entgiftungsfähigkeit ist hauptsächlich genetisch bedingt.
  • Anzahl der Amalgamfüllungen im Mund. Je mehr Amalgamfüllungen vorhanden sind, desto höher die Quecksilberbelastung
  • Schutzmassnahmen bei der Entfernung der Amalgamfüllungen.
  • Weitere Metalle in der Mundhöhle. Sofern noch weitere Legierungen im Mund vorhanden sind, z.B. Gold oder Titan, kommt es zu einem galvanischen Element und somit zu einer Batteriewirkung. Dies verstärkt die Abgabe von metallischen Ionen in den Speichel.
  • Alter der Füllungen. Je älter die Amalgamblombe, desto höher ist die Abgabe von Quecksilber.
  • Vorhandensein von Amalgamresten im Kiefer

Wege der Abgabe von Quecksilber aus Amalgam

Das Quecksilber gelangt auf unterschiedlichen Wegen aus dem Amalgam in den Körper:

1. Verdampfung

Durch warme Getränke und Speisen werden die Amalgamfüllungen erwärmt und beginnen zu verdampfen. Dies wurde festgestellt und dokumentiert, indem das Amalgam mit UV-Licht beleuchtet wurde. Da Quecksilber die unverwechselbare Eigenschaft besitzt, die Wellenlänge von 254 nm zu absorbieren, konnte ein dampfender Schatten, ausgehend von der Amalgamfüllung, gesehen werden. Bei steigender Erwärmung erhöht sich die Abgabe der Quecksilber-Moleküle.

Quecksilberdampf aus Amalgamfüllung bei Zimmertemperatur
Quecksilberdampf aus Amalgamfüllung bei Zimmertemperatur (Quelle: https://de.iaomt.org)
Quecksilberdampf aus Amalgamfüllung bei 43 °C
Quecksilberdampf aus Amalgamfüllung bei 43 °C (Quelle: https://de.iaomt.org)

Bei der Abgabe von Quecksilber durch Verdampfung erfolgt die Aufnahme hauptsächlich über das Einatmen in die Lunge.

2. Abrieb

Durch jegliche Art von Reibung lösen sich feine Amalgam-Partikel aus der Füllung. Je stärker die Reibung, desto stärker der Abrieb.

Ein Beispiel: Wenn man mit einem Polierkelch aus Gummi und einer weissen Zahnpasta über eine Amalgamfüllung poliert, färbt sich diese grau. Die Partikel sind klar anhand der Farbänderung ersichtlich. Dies sollte bei einer professionellen Zahnreinigung stets berücksichtigt werden.

Auch beim Essen, Zähneputzen und Zähneknirschen werden feine Partikel in die Mundhöhle abgegeben und gelangen bevorzugt in den Magen-Darm-Trakt.

Eine extreme Form des Abriebs findet bei einer Amalgamentfernung ohne Schutz statt. Dabei kann die Quecksilberbelastung des Patienten hoch ausfallen und gesundheitliche Folgen haben.

3. Korrosion

Der Speichel ist eine salzhaltige Lösung und verursacht eine Korrosion (Rosten) bei Metalllegierungen. Dabei werden Bestandteiles des Amalgams, darunter auch Quecksilber, in ionischer Form in den Speichel abgegeben. Es kommt zur Aufnahme über die Mundschleimhaut und über den Magen-Darm-Trakt.

Sofern zusätzlich andere Metalle in der Mundhöhle vorhanden sind, z.B. Titan oder Gold, wird die Korrosion verstärkt und es bildet sich ein sogenanntes galvanisches Element, wie bei einer Batterie. Das hat zur Folge, dass die, über den Speichel verbundenen, Legierungen vermehrt Ionen abgeben und die Belastung nochmals ansteigt.

Dr. Artur Hein

Wir bei Alpine BioDental sind spezialisiert auf die sichere Amalgamentfernung unter Schutz und helfen Ihnen gerne weiter. Sprechen Sie uns einfach an.

Dr. med. dent. Artur Hein Zahnarzt Winterthur

Mögliche Symptome und Nebenwirkungen

Die Amalgamfüllungen können, aufgrund des austretenden Quecksilbers, auf Dauer unterschiedliche Symptome und Nebenwirkungen verursachen.
Eine solche Quecksilberbelastung wird gelegentlich auch als Amalgam-Vergiftung bezeichnet und basiert auf einer kontinuierlichen Akkumulation der toxischen Metalle im Körper.

Je älter die Amalgamfüllung, desto rauer die Oberfläche und desto mehr Porositäten und Risse sind vorhanden, wodurch die gesundheitliche Beeinträchtigung verstärkt wird.

Die Symptome und Nebenwirkungen durch Amalgamfüllungen sind in der Regel unspezifisch und können auf den gesamten Organismus verteilt sein (generalisiert). Einige Beispiele sind:

  • Migräne
  • Schwindel
  • chronischer Müdigkeit
  • Infektanfälligkeit
  • Hautprobleme

Toxische und immunologische Belastungen durch Quecksilber

Sobald Quecksilber in den Körper eindringt, hat es unterschiedliche Möglichkeiten einen Schaden anzurichten. Um es zu vereinfachen, kann man die negative gesundheitliche Wirkung in eine toxische und eine immunologische Belastung aufteilen:

1. Toxische Belastung

Quecksilber ist in der Lage, verschiedene Proteine, Enzyme und Nukleotide zu blockieren und in ihrer Funktion zu verändern. Dies führt dazu, dass die physiologischen Körperfunktionen eingeschränkt werden und der oxidative Stress ansteigt. Zusätzlich wird das lebensnotwendige Spurenelement Zink sehr effektiv durch Quecksilber verdrängt. Die toxische Wirkung kann in jedem Gewebe und Organ stattfinden und die Körperfunktionen massiv behindern.

2. Immunologische Belastung

Quecksilber ist in der Lage, an verschiedene körpereigene Proteine zu binden und die Struktur zu verändern. Diese veränderte Proteinstruktur wird von dem Immunsystem als Fremdkörper erkannt, woraufhin entzündungsfördernde (pro-inflammatorische) Immunbotenstoffe gebildet werden. Das Immunsystem wird aktiviert und es kommt zu einer generalisierten Entzündung.
Zusätzlich werden die eigenen, durch Quecksilber veränderten Proteine vom Immunsystem angegriffen. Der Angriff erfolgt durch Auto-Antikörper, also Antikörper, die gegen den eigenen Körper gerichtet sind. Dies führt zur Ausbildung unterschiedlicher Autoimmunreaktionen.

Welche Amalgam-Alternativen gibt es?

Heutzutage gibt es langlebige und gesundheitlich unbedenkliche Alternativen zu Amalgamfüllungen.

Wer auf die hohe Haltbarkeit von Amalgamfüllungen nicht verzichten möchte, sollte sich bei der Wahl des Materials für Keramik entscheiden. Keramikfüllungen bzw. Keramikinlays zeigen beste biologische Verträglichkeit und können Amalgamfüllungen von der Langlebigkeit übertreffen.

Bei dem Ersatz grosser Amalgamfüllungen sind Keramikkronen eine gute Option, um den stark beschädigten Zahn zu stabilisieren.

Eine weitere Alternative zu Amalgam sind Kunststofffüllungen. Diese haben eine geringere Lebensdauer als Amalgamfüllungen und sollten eher bei kleineren Zahndefekten verwendet werden.

Häufige Fragen zu Amalgamfüllungen

Patienten, die in der Vergangenheit eine Amalgamfüllung bekommen haben, sind häufig unsicher, was sie machen sollen. In diesem Abschnitt gehen wir auf häufige Fragen ein und versuchen, diese kurz, aber präzise zu beantworten.

Zahnärztliches Amalgam besteht aus Quecksilber (50%) und weiteren Metallen wie Kupfer, Silber, Zinn oder Zink.

Alte Amalgamfüllungen weisen häufig Risse und eine raue Oberfläche auf. Je älter diese werden, desto unebener und zerklüfteter ist die Struktur und desto höher ist die Abgabe von Metallionen.

Eine alte Amalgamfüllung kann abbrechen oder vollständig rausfallen.
Sofern Ihnen das passiert, sollten Sie einen Termin bei Ihrem Zahnarzt abmachen, um den ungeschützten Zahn wieder zu verschliessen.

Sofern Sie die Amalgamfüllung verschluckt haben, ist es kein Grund zur Beunruhigung. Die Füllung kommt über den natürlichen Verdauungsweg von alleine wieder heraus. Das kann, je nach Verdauung, zwischen 24 Stunden und 7 Tagen dauern.
In dieser Zeit ist die Vergiftung ähnlich oder etwas höher als bei einer Amalgamfüllung im Mund.

Das Verbot von Amalgam ist im Gange und wird voraussichtlich 2025 bis 2030 in Europa abgeschlossen sein. In einigen europäischen Ländern, wie Norwegen, Schweden und Dänemark wurde Amalgam bereits uneingeschränkt verboten.

Amalgam hat einige Vorteile gegenüber Kunststoff (Komposit). So hat es eine hohe Haltbarkeit, ist einfach in der Anwendung und ist relativ unempfindlich gegenüber Speichel oder Blut. Daher wird es von einigen Zahnärzten immer noch bei unterschiedlichen Indikationen eingesetzt.

Für die Bestimmung einer Amalgamvergiftung kommen folgende Test in Frage:

  • Speicheltest
  • Provokationstest bzw. Mobilisationstest mit DMPS

Bluttests hingegen sind bei einer Amalgamvergiftung wenig aussagekräftig, weil das Quecksilber innerhalb kurzer Zeit aus dem Blut in den Körper eingelagert wird.

Die Metalle aus dem Amalgam können auf das Immunsystem wirken und eine Sensibilisierung bzw. Allergie verursachen. Diese Reaktion ist in der Regel eine Allergie vom Spättyp. Eine solche Amalgamallergie kann mit einem Lymphozytentransformationstest (LTT) Bluttest diagnostiziert werden.

Sofern Sie eine silber Zahnfüllung haben, handelt es sich sehr wahrscheinlich um Amalgam. Für eine genaue Information sollten Sie Ihren damaligen Zahnarzt kontaktieren.

Körpereigene Bakterien wandeln das anorganische Quecksilber in noch giftigeres organisches Methyl-Quecksilber um. In den mikroskopischen Kanälchen der toten Zähne nisten sich verschiedene Keime ein, welche den Prozess der Methylierung zusätzlich beschleunigen.

Weiterführende Informationen

Die weiterführenden Informationen sollen dazu dienen, Ihnen einen besseren Überblick über das Themengebiet zu verschaffen.